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Eintrag in der Universitätsbibliographie der TU Chemnitz

Volltext zugänglich unter
URN: urn:nbn:de:bsz:ch1-qucosa2-888255


Pollmanns, Claas
Asbrock, Frank (Prof. Dr.) ; Kauff, Mathias (Prof. Dr.) (Gutachter)

Putting Ideology into Contexts
The Interplay of Political Ideologies and Social Norms in Intergroup Relations


Kurzfassung in deutsch

Die vorliegende Dissertation untersucht das Zusammenspiel von politischen Ideologien und sozialen Normen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten und anhand unterschiedlicher Konzeptualisierungen. Im Licht einer wachsenden Open Science Bewegung (Christensen et al., 2020) wird dabei ein besonderer Fokus auf Replikation und transparente Wissenschaftspraxis gelegt (Asendorpf et al., 2013; Open Science Collaboration, 2015).
Das erste Projekt Reclaim the Streets testet den Zusammenhang zwischen Kontakterfahrungen mit Migrant:innen Bedrohungswahrnehmung und die Bereitschaft von Majoritätsmitgliedern, Status schützenden Protest gutzuheißen und zu unterstützen. In zwei Studien wurden die postulierten Zusammenhänge unter besonderer Betrachtung der nationalen Identifikation vor dem Hintergrund eines aufgeladenen normativen Klimas der rechtsgerichteten Proteste in Chemnitz 2018 untersucht. Über die beiden Studien zeigen Majoritätsmitglieder aus Chemnitz, die sich stark mit Deutschland identifizieren, einen starken Zusammenhang zwischen negativen Kontakterfahrungen, wahrgenommener Bedrohung durch Migranten und der Intention, statusschützenden Protest zu unterstützen. Dies zeigte sich in einer Stichprobe von Studierenden (Studie 1), in der nationale Identifikation unterschiedlich ausgeprägt war, sowie in einer weiteren Stichprobe von älteren Chemnitzer:innen (Studie 2), die sich hochgradig mit Deutschland identifizierte. In beiden Studien zeigte negativer Kontakt mit Migranten für hoch identifizierte Personen eine starke positive Verbindung mit der Gutheißung und Teilnahmeintention der Proteste.
Das zweite Projekt The Extended Contact Asymmetry testet den Zusammenhang zwischen sozialen Normen in Form von positiven und negativen erweiterten Kontakterfahrungen in der Peergruppe und individuellen Intergruppeneinstellungen. Dies geschieht unter der besonderen Beachtung individueller Unterschiede in der Ausprägung einer politischen Ideologie, Autoritarismus. Eine interne Meta-Analyse über die Ergebnisse von 40 Analysen aus acht Datensätzen zeigte, dass positive soziale Normen bei Personen mit hohem Autoritarismus stärker positiv mit Intergruppeneinstellungen verbunden waren als für niedrig Autoritäre. Interessanterweise zeigte sich dieser Effekt nicht bei der Interaktion zwischen Autoritarismus und negativem erweiterten Kontakt, sodass wir hier eine Asymmetrie des erweiterten Kontakts vorschlagen. Darüber hinaus wurde die Wirkung der Subdimensionen von Autoritarismus in dieser Interaktion untersucht. Die besondere Rolle von Autoritärer Unterwürfigkeit konnte jedoch nicht bestätigt werden.
Das dritte Projekt If graffiti Changed Anything, it Would Be Illegal testet den Einfluss von politischen Graffiti mit rechten und linken Inhalten auf die Beurteilung von Nachbarschaften und deren Bewohner:innen. Dabei wird der Einfluss der politischen Ideologie der Proband:innen beachtet. Über drei Studien, davon zwei Experimenten (Studie 1 & 3) zeigte sich, dass der Einfluss von politischen Graffiti abhängig von seiner Passung zu den Überzeugungen der Teilnehmer:innen ist. Wir konnten zeigen, dass Nachbarschaften und deren Bewohner abgewertet wurden, wenn die politischen Graffiti nicht den eigenen politischen Überzeugungen entsprachen – Nachbarschaften und deren Bewohner wurden weniger negativ eingeschätzt, wenn die politischen Einstellungen mit den abgebildeten Graffiti übereinstimmten. Studie 3 zeigte darüber hinaus, dass die Wirkung von rechten Graffiti vor allem auf die Bewohner:innen projiziert wird, und diese abgewertet werden – auch hier in Abhängigkeit der politischen Überzeugungen der Probandinnen. Schließlich zeigten die Ergebnisse einer explorativen Analyse, dass rechte Graffiti das Potenzial haben, auch Einstellungen gegenüber Ausländern zu beeinflussen.
Zusammenfassend tragen die empirischen Ergebnisse und die theoretischen Annahmen dieser Dissertation dazu bei, ein besseres Verständnis für die Interaktion zwischen sozialen Normen und politischen Ideologien zu erlangen. Sie helfen, Phänomene gesellschaftlicher Relevanz auf unterschiedlichen Ebenen besser einzuordnen und Implikationen daraus abzuleiten, die einen Beitrag zur Bewältigung der Herausforderungen in multikulturellen Gesellschaften ermöglicht. Die Möglichkeiten für zukünftige Forschung werden abgeleitet und diskutiert.

Kurzfassung in englisch

This dissertation examines the interaction between political ideologies with social norms in different social contexts, demonstrating how political ideologies influence the relationship between social norms and intergroup relations. In light of a growing Open Science Movement (Christensen et al., 2020), particular focus is placed on replication and transparent science practices (Asendorpf et al., 2013; Open Science Collaboration, 2015).
The first project, Reclaim the Streets, tests the link between contact experiences with migrants, threat perceptions and the willingness of majority members to justify and support status-protective social movements. Two studies examine the postulated relationships with particular attention paid to national identification against the backdrop of the tense normative climate of the right-wing protests in Chemnitz in 2018. Across the two studies, majority members from Chemnitz who firmly identify with Germany showed a strong association between negative contact experiences, perceived threat from migrants and intention to support status-protective protest. This was evident in a sample of students (Study 1), in which national identification varied, and in another sample of older Chemnitz residents (Study 2), who identified highly with Germany. In both studies, negative contact with migrants showed a stronk positive association with justification of, and intention to participate in the protests for highly identified individuals.
The second project, The Extended Contact Asymmetry, tests the link between social norms in the form of positive and negative extended contact experiences in the peer group and the individuals intergroup attitudes. This was done with particular attention to individual differences in the expression of a political ideology, authoritarianism. An internal meta-analysis over the results of 40 analyses from eight samples showed that positive social norms were more strongly positively associated with intergroup attitudes for individuals with high authoritarianism than for low authoritarians. Interestingly, this effect was not evident in the interaction between authoritarianism and negative social norms, so we suggest an asymmetry of extended contact on intergroup attitudes here. Additionally, the effect of the subdimensions of authoritarianism was examined in this interaction. However, the proposed special role of authoritarian submission could not be confirmed in this project.
The third project, If Graffiti Changed Anything, It Would Be Illegal, tests the influence of political graffiti with right-wing and left-wing content on the assessment of neighborhoods and their residents. The influence of the political ideology of the participants was taken into account. Over three studies, including two experiments (Study 1 and Study 3), the influence of political graffiti depended on its fit to the participants’ political beliefs. We showed that neighborhoods and their residents were devalued when the political graffiti did not match the participants’ political beliefs – neighborhoods and their residents were viewed more positively when political attitudes matched the graffiti depicted. Study 3 further showed that the negative effects of right-wing graffiti were projected primarily onto the residents – again depending on the political orientation of the subjects. Finally, results from an exploratory analysis showed that right-wing graffiti also has the potential to influence attitudes towards foreigners.
In summary, the empirical results and theoretical works in this dissertation show how individual ideological attitudes affect the impact of social norms on intergroup attitudes and relations. The findings from this dissertation help to better understand societal phenomena at different levels, and their implications enable opportunities to address the challenges within multicultural societies. The possibilities for future research are derived and discussed.

Universität: Technische Universität Chemnitz
Institut: Professur Sozialpsychologie
Fakultät: Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften
Dokumentart: Dissertation
Betreuer: Asbrock, Frank (Prof. Dr.)
URL/URN: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:ch1-qucosa2-888255
SWD-Schlagwörter: Ideologie , Soziale Norm
Freie Schlagwörter (Deutsch): Soziale Normen , Politische Ideologien
DDC-Sachgruppe: Sozialwissenschaften
Sprache: englisch
Tag der mündlichen Prüfung 24.11.2023

 

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