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Universitätsbibliographie

Eintrag in der Universitätsbibliographie der TU Chemnitz

Volltext zugänglich unter
URN: urn:nbn:de:bsz:ch1-qucosa2-888453


Eder, Lara Luisa
Meyer, Bertolt (Prof. Dr.) ; Zill, Alexander (Prof. Dr.) (Gutachter)

Self-Endangering in Nursing
A Harmful Coping Strategy Promoting Nurses’ Burnout


Kurzfassung in deutsch

Der fortschreitende demographische Wandel in Deutschland stellt das Gesundheitssystem vor wachsende Herausforderungen. Mit zunehmender Alterung der Gesellschaft steigt die Zahl pflegebedürftiger Menschen rapide an und im Zuge von multimorbiden Erkrankungen verändert sich auch die Qualität der Pflegebedürftigkeit stetig. Zur Bewältigung dieses wachsenden Pflegebedarfes stehen immer weniger Fachkräfte in der Pflege dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Der fortschreitende Fachkräftemangel führt insbesondere in der Pflege dazu, dass die immer größere werdenden Arbeitsanforderungen von zunehmend weniger Personal bewältigt werden muss. In Folge dessen steigt die Arbeitsbelastung enorm und die Gesundheit des Pflegepersonals leidet, was zusätzliche
Ausfälle durch Erkrankungen des Personals verursacht und die Personalknappheit weiter verschärft. Die Arbeitsunfähigkeitszahlen in pflegenden Berufen sind dadurch inzwischen auf
einem Rekordhoch und besorgniserregend für die Versorgungssicherheit der Patienten*innen. Viele Pflegende leiden dabei insbesondere unter psychischen Erkrankungen, wie Burnout.
Die bisherigen Modelle zur Erklärung der Entstehung von Burnout im Arbeitskontext weisen auf die große Bedeutung von Anforderungen und Ressourcen hin, sind dabei aber zu allgemein, um spezifische Vorhersagen für den Pflegekontext treffen zu können. Diese Thesis entwickelt daher ein spezifisches Modell zur Erklärung der Entstehung von Burnout in pflegenden Berufen, mit dem besonderen Fokus auf die Rolle von intraindividuellen Ressourcen. Hierzu wurde ein Multimethoden-Verfahren im Rahmen von drei Studien eingesetzt. In der ersten Studie wurden in der stationären Langzeitpflege qualitative Interviews im Rahmen von Gruppeninterviews in Workshops mit Mitarbeitenden und Einzelinterviews mit Führungskräften durchgeführt. Auf Basis der hieraus gewonnenen
Erkenntnisse wurden in der zweiten und dritten Studie Längsschnittbefragungen in der Langzeitpflege und im Krankenhaus zur Prüfung, der in Studie 1 abgeleiteten Hypothesen, durchgeführt.
Kapitel 4 beschreibt im Rahmen von zwei qualitativen Interviewstudien die Perspektive von Mitarbeitenden und Führungskräften aus der stationären Langzeitpflege hinsichtlich der wahrgenommenen Herausforderungen im Arbeitskontext und möglicher Veränderungsmöglichkeiten. Die Ergebnisse zeigen, dass selbstaufopfernde Verhaltensweisen die Entstehung von Burnout bei Pflegenden begünstigen. Die Studie legt nahe, dass Selbstaufopferung eine gesundheitsschädliche Bewältigungsstrategie ist, die durch eine hohe altruistische Berufsmotivation, hohe Identifikation mit dem Team und geringen Selbstwert gefördert wird.
Kapitel 5 vertieft die in Kapitel 4 dargestellten Ergebnisse und prüft diese anhand einer quantitativen Längsschnittbefragung über zwei Messzeitpunkte. Die Ergebnisse bestätigen, dass eine hohe altruistische Berufsmotivation zu mehr selbstaufopfernde Verhaltenstendenzen und Kognitionen bei Pflegenden führt. Selbstaufopfernde Kognitionen mediieren dabei den Effekt von einer altruistischen Berufsmotivation auf das Erschöpfungserleben. Weitere Hinweise zeigten sich für die Wirkung von geringem Selbstwert auf die Förderung von selbstaufopfernden Kognitionen.
Kapitel 6 untersucht die Wirkung einer altruistischen Berufsmotivation in Pflegeberufen und unter welchen Bedingungen diese gesundheitsschädlich wirkt und zu
Selbstaufopferungstendenzen von Pflegenden führt. Als Moderatoren werden die Arbeitsbelastung, sowie das Führungsverhalten untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass Altruismus dann selbstaufopfernde Kognitionen fördert, wenn die qualitative Arbeitsbelastung hoch ist. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass Führungskräfte, die ihren Mitarbeitenden wenig Möglichkeiten zur Erholung von der Arbeit ermöglichen, die selbstaufopfernden Kognitionen ihrer Mitarbeitenden fördern. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Selbstaufopferung eine gesundheitsschädliche Coping Strategie in pflegenden Berufen darstellt, die Burnout fördert und insbesondere durch eine hohe altruistische Berufsmotivation und ein geringen Selbstwert gefördert wird. Es sind sowohl verhältnis- als auch verhaltensorientierte Maßnahmen notwendig, um Selbstaufopferung in der Pflege zu verringern und damit die psychische Gesundheit des Pflegepersonals zu erhalten. So könnten die intraindividuellen Ressourcen in Interventionen gestärkt, die Arbeitsbedingungen verändert, sowie die Führungskräfte sensibilisiert werden.

Kurzfassung in englisch

The ongoing demographic changes in Germany pose increasing challenges for the healthcare system. As society ages, the number of people in need of care rises rapidly, and in the wake of multimorbid illnesses, the quality of care required is constantly changing. But fewer and fewer skilled nursing staff are available in the labor market to cope with this growing need for care. The continuing shortage of skilled workers means that the increasing demands on nursing staff have to be met by fewer and fewer staff. As a result, the workload is increasing enormously, and the health of nursing staff is suffering, causing additional absences due to staff illness and further exacerbating the staff shortage. The incapacity numbers in nursing professions are now at a record high, raising concerns regarding the security of patients. Many nurses now experience mental health problems such as burnout.
Previous models to explain the development of burnout in the work context point to the great importance of demands and resources; however, they are too unspecific to make predictions for the nursing context. This thesis therefore, develops a specific model to explain the development of burnout in health care professions (e.g., nursing), with a particular focus on the role of intraindividual resources. For this purpose, a multimethod approach was used in the context of three studies. In the first study, qualitative interviews were conducted in long-term care settings: group interviews in workshops with employees and individual interviews with leaders. Based on these findings, longitudinal surveys in long-term care and hospitals were conducted in the second and third studies to test the hypotheses derived in Study 1.
Chapter 4 uses two qualitative interview studies to describe the perspectives of employees and leaders in long-term care regarding perceived challenges in the work context and potential opportunities for change. The results show that self-endangering behaviors promote the development of burnout among caregivers. The study suggests that self-endangering is a harmful coping strategy promoted by high altruistic job motivation, high identification with the team, and low self-esteem.
Chapter 5 elaborates on the findings presented in Chapter 4 and tests them using a quantitative longitudinal survey over two measurement time points. The results confirm that high altruistic job motivation leads to more self-endangering behavioral tendencies and cognitions in nurses. Self-endangering cognitions mediate the effect of altruistic job motivation on the experience of exhaustion. Further evidence was found for the effect of low self-esteem on the promotion of self-endangering cognitions.
Chapter 6 examines in a longitudinal survey the effect of altruistic job motivation and under what conditions it has a detrimental effect on health and leads to self-endangering
tendencies in nurses. Workload, as well as leadership behavior, are examined as moderators. The results show that altruism promotes self-endangering cognitions when qualitative
workload is high. In addition, leaders who allow their employees few opportunities to recover from work promote their employees’ self-endangering cognitions. In summary, self-endangering is a harmful coping strategy in caring professions; it promotes burnout and is particularly promoted by high altruistic job motivation and low selfesteem. Both changes in working conditions and behavioral interventions are needed to reduce self-endangering in caregiving and thus maintain caregivers' mental health. Intraindividual resources could be strengthened in interventions, working conditions could be changed, and leaders could be sensitized.

Universität: Technische Universität Chemnitz
Institut: Professur Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie
Fakultät: Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften
Dokumentart: Dissertation
Betreuer: Meyer, Bertolt (Prof. Dr.)
URL/URN: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:ch1-qucosa2-888453
SWD-Schlagwörter: Psychische Gesundheit , Burnout-Syndrom , Arbeitsbelastung , Arbeitsmotivation , Pflegeberuf
Freie Schlagwörter (Deutsch): psychische Gesundheit , Selbstgefährdung , Burnout , Bewältigungsstrategien , Pflegekräfte , Arbeitsbelastung , Berufsmotivation
Freie Schlagwörter (Englisch): mental health , self-endangering , burnout , coping strategies , nurse , workload , job motivation
DDC-Sachgruppe: Psychologie
Sprache: englisch
Tag der mündlichen Prüfung 22.12.2023
OA-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0

 

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