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Universitätsbibliographie

Eintrag in der Universitätsbibliographie der TU Chemnitz


Matko, Karin
Sedlmeier, Peter (Prof. Dr.) ; Schmidt, Stefan (Prof. Dr.) (Gutachter)

The Variety and Differential Effectiveness of Meditation Techniques and Yoga Components

Die Vielfalt und differenzielle Wirksamkeit von Meditationstechniken und Yoga-Komponenten


Kurzfassung in deutsch

Diese Dissertation beschäftigt sich mit der Vielfalt an meditativen Praktiken, die in vielen spirituellen Traditionen gelehrt und praktiziert werden. Das wissenschaftliche Interesse an diesem Themengebiet nimmt seit Jahren stetig zu. Dennoch blieben viele Fragen bisher unbeantwortet und es fehlt an einer umfassenden Theorie über Wirkmechanismen und Einflussfaktoren der Meditation. Einer dieser Faktoren ist die Vielzahl an Meditationstechniken, die unterschiedliche Effekte auf verschiedene Menschen haben können. Darüber hinaus war Meditation ursprünglich häufig nur ein Element von vielen in zum Teil sehr elaborierten spirituellen Pfaden und Systemen. Diese enthielten auch andere Elemente wie Körper- und Atemübungen oder ethische und philosophische Unterweisungen. Ferner wurden individuelle Unterschiede zwischen Meditierenden bisher nur unzureichend berücksichtigt. In meiner Dissertation untersuche ich einige dieser offenen Fragen und Faktoren.
Nachdem ich im ersten Kapitel meine Forschungsfragen herleite und darlege, berichte ich in den folgenden vier Kapiteln über vier wissenschaftliche Arbeiten, die ich im Rahmen meiner Dissertation durchgeführt habe. Jedes Kapitel ist ein eigenständiger wissenschaftlicher Artikel.
Im zweiten Kapitel beschäftige ich mich mit der Frage ?Was tun Meditierende, wenn sie meditieren?? Um diese Frage zu beantworten führte ich zwei Studien durch mit dem Ziel einen umfassenden Überblick über alle Meditationstechniken in verschiedenen Traditionen zu gewinnen. In der ersten, qualitativen Studie sammelte ich 309 Meditationstechniken, indem ich 20 Meditationsexpert*innen interviewte und eine umfangreiche Literaturrecherche durchführte. Im Anschluss reduzierte ich diese Sammlung auf 50 grundlegende Meditationstechniken. In der zweiten, quantitativen Studie gaben 635 erfahrene Meditierende aus verschiedensten Meditationstraditionen an, wie viel Erfahrung sie mit jeder dieser 50 Techniken hatten. Ihre Antworten legten nahe, dass die Auswahl an Meditationstechniken angemessen war. Die statistische Analyse illustrierte traditionsübergreifende und ?spezifische Präferenzen für verschiedene Meditationstechniken, sowie Cluster von Techniken, die häufig gemeinsam praktiziert wurden. Die Gruppe der körperbezogenen Techniken war besonders relevant für alle Meditierenden.
Im dritten Kapitel vertiefe ich die Fragestellung des vorherigen Kapitels und stelle ein neues empirisches Klassifikationssystem für Meditationstechniken vor. In einer weiteren Umfrage-Studie bat ich 100 Meditationsexpert*innen darum, die 20 beliebtesten Meditationstechniken nach ihrer wahrgenommenen Ähnlichkeit zu beurteilen. Dann führte ich eine Multidimensionale Skalierung durch und fand zwei Dimensionen anhand derer die Meditationstechniken klassifiziert werden konnten: Aktivierung und Ausmaß der Körperorientierung. Diese Einteilung betont die Relevanz von ?embodied cognition? (verkörperter Kognition) in der Meditation. Innerhalb der beiden Dimensionen traten sieben Cluster ähnlicher Techniken hervor: Achtsames Beobachten, körperzentrierte Meditation, visuelle Konzentration, Kontemplation, affektzentrierte Meditation, Mantra Meditation, und Meditation in Bewegung. Aus diesen Ergebnissen schlussfolgere ich, dass es keine Meditation als solche, sondern dass es unterschiedliche Arten der Meditation gibt, die unterschiedliche Effekte haben können und die verbreitete Unterteilung in ?fokussierte Aufmerksamkeit? und ?offenes Gewahrsein? in Frage stellen.
Im dritten Kapitel erweitere ich den Fokus und beschäftige mich eingehend mit einem elaborierten Meditationssystem?dem achtfachen Yogapfad. Ich rezensiere die vorhandenen Nachweise von Effekten der Hauptkomponenten des Yogapfades, zu denen sowohl Körper-, Atem- und Meditationsübungen als auch ethische Unterweisungen gehören. Ich evaluiere in diesem Kapitel 18 Vergleichsstudien und 16 Meta-Analysen, die entsprechende Subgruppen-Analysen durchgeführt haben. Diese Studien und Meta-Analysen untersuchten verschiedene Variablen und variierten stark bezüglich der Studienpopulation, dem Studiendesign und den untersuchten Yogakomponenten. Nichtsdestotrotz übertrafen komplexe Interventionen, die verschiedene Yogakomponenten kombinierten, einfachere Interventionen. Das Hinzufügen von Atem- und/oder Meditationsübungen war in dieser Hinsicht besonders hilfreich. Dennoch waren spezifische Komponenten oder Kombinationen effektiver bezüglich mancher Variablen oder klinischer Konditionen als andere. Viele Ergebnisse bleiben jedoch vorläufig und es besteht der Bedarf nach weiteren methodisch hochwertigen Studien. Besonders die ethische Komponente von Yoga wurde bisher noch kaum erforscht.
Das fünfte Kapitel beschreibt eine Interventionsstudie, die sich mit den Effekten verschiedener Kombinationen von Yogakomponenten befasste. Mit Hilfe eines experimentellen Einzelfalldesigns untersuchte ich die inkrementelle Wirkung ethischer Unterweisung und körperlichem Yoga auf Mantra Meditation. Siebenundfünfzig Proband*innen wurden zufällig auf vier Konditionen aufgeteilt?Meditation alleine, Meditation plus körperlichem Yoga, Meditation plus ethischer Unterweisung, und Meditation plus Yoga und Ethik. Alle Interventionen dauerten acht Wochen. Während der Baseline- und Treatmentphase beantworteten die Teilnehmer*innen täglich einen Fragebogen. Fast alle Teilnehmer*innen erlebten eine Steigerung ihres Wohlbefindens, außer denjenigen, die nur meditiert hatten. Diese Steigerung war am höchsten bei Teilnehmer*innen, die ethische Unterweisungen erhalten hatten. Alle Interventionen tendierten dazu, Stress zu reduzieren. Dabei reduzierte körperliches Yoga Stress am effektivsten. Die Ergebnisse betonen die inkrementellen und differenziellen Wirkungen die entstehen, wenn Meditation in Kombination mit anderen Praktiken des achtfachen Yogapfades praktiziert wird. Darüber hinaus beobachtete ich eine starke interindividuelle Variabilität in den Reaktionen auf die Interventionen, welche ich ihn diesem Kapitel diskutiere und zu erklären versuche.
Im letzten Kapitel ordne ich die Ergebnisse meiner Studien in die allgemeine Forschungslandschaft ein. Alle Studien tragen zu einem tieferen Verständnis von Meditation in ihrer ganzen Vielfalt bei. Die grundlegenden Meditationstechniken (Kapitel 2) und das empirische Klassifikationssystem (Kapitel 3) erweitern den Horizont der bisherigen Meditationsforschung und können als Basis für weiterführende empirische Vergleichsstudien genutzt werden. Das Praktizieren von Meditation in einem seiner ursprünglichen Kontexte (Kapitel 4 und 5) kann die Effektivität deutlich erhöhen und sollte tiefergehend exploriert werden. Weitere Faktoren wie die Persönlichkeit und Motivation der Meditierenden, sowie das Setting und der Einfluss der Lehrenden sollten ebenfalls untersucht werden.

Kurzfassung in englisch

This dissertation examines the variety of meditatiev practices that are taught and practiced in many different spiritual traditions. Recently, it has become a popular research topic, but many questions remain unanswered and there is no comprehensive theory of meditation. In addition, many factors influence the outcomes of meditation interventions and more research is needed to understand the basic working mechanisms of meditation. For this purpose, influential factors should be isolated and in-vestigated in detail. Therefore, it is necessary to compile an overview on basic meditative practices and components of complex meditation systems. Then, each of these practices and components should be examined, both individually and in different combinations, us-ing methodologically rigorous designs. Traditional frameworks and interindividual differ-ences need to be taken into account.
I attempted to address some of the abovementioned issues throughout my work on this thesis. This thesis consists of two main parts. Chapters 2 and 3 uncover the inherent varie-ty of meditative practices that can be found across a wide range of meditation traditions. While these two chapters strip the basic meditation techniques off all additional influences, the second two chapters expand the focus of attention. In Chapters 4 and 5, I concentrate on one multifaceted system of meditative practice, namely, the eightfold yoga path. I elab-orate on the variety of practice components this path has to offer and reveal some of their differential and incremental effects. In the last chapter (Chapter 6), I summarize my main findings and place them in the context of current research and theorizing.
The four main chapters of this thesis are self-contained individual papers. One has already been published and the other three will be submitted to peer-reviewed journals. Note that I have made a few small adjustments to increase readability. I have replaced refer-ences between the papers by the according chapter numbers. Furthermore, this disserta-tion contains a single reference section and a single appendix section for all four papers. Apart from this, all papers are presented here in their original form. Thus, some textual redundancy between the chapters of this dissertation was inevitable.
In the second chapter, I try to answer the question “What do meditators do when they meditate?” from multiple perspectives. To answer this question, I chose a bottom-up ap-proach and conducted two studies. My aim was to compile a comprehensive overview of meditation techniques spanning all major traditions. In the first, qualitative study, I gath-ered 309 meditation techniques through a literature search and interviews with 20 expert meditators. Then, I reduced this collection to 50 basic meditation techniques. In the sec-ond, quantitative study, 635 experienced meditators from a wide range of meditative backgrounds indicated how much experience they had with each of these 50 meditation techniques. Meditators' responses indicated that my choice of techniques had been ade-quate and two techniques had to be added. The additional statistical and cluster analyses illustrated preferences for specific techniques across and within diverse traditions as well as sets of techniques commonly practiced together. Body-centered techniques stood out in being of exceptional importance to all meditators. These results show an amazing variety of meditation techniques, which should be examined in future scientific investigations.
In the third chapter, I expand on the previous chapter and propose a novel classification system for meditation techniques. First, I review earlier proposals on defining and classify-ing meditation. Then, I describe another survey study that I conducted. Based on the find-ings from Chapter 2, I deduced the 20 most popular meditation techniques. In this study, I asked 100 experienced meditators to rate the similarity of these techniques. Using multi-dimensional scaling, I found two orthogonal dimensions along which meditation tech-niques could be classified: activation and amount of body orientation. These dimensions emphasize the role of embodied cognition in meditation. Within these two dimensions, seven main clusters emerged: mindful observation, body-centered meditation, visual con-centration, contemplation, affect-centered meditation, mantra meditation, and meditation with movement. I conclude there is no “meditation” as such, but there are rather differ-ent groups of techniques that might exert diverse effects. These groups call into question the common division into “focused attention” and “open-monitoring” practices.
In the fourth chapter, I review the available evidence on the effects of diverse yoga com-ponents, such as physical postures, breathing techniques, meditation practices, and ethical teachings. Numerous studies and meta-analyses have demonstrated yoga’s efficacy in pro-moting mental and physical health. Conversely, little is known about how the various components of yoga contribute to its overall effect. In order to shed light on this issue, I evaluated 18 comparative studies and 16 meta-analyses that conducted relevant subgroup analyses. These studies and meta-analyses examined a multitude of variables and varied greatly with regard to population, study design, and yoga components under investigation. Some meta-analyses included other mind-body interventions, such as Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR). Nonetheless, combined interventions incorporating multiple components consistently outperformed simpler interventions. Adding breathing and/or meditation practices to yoga interventions proved particularly beneficial in this regard. However, specific components or combinations were more effective in enhancing certain variables or clinical conditions suggesting a necessity for custom-tailored programs. Simi-larly complex mind-body interventions, such as yoga and MBSR were often equally effi-cient. Still, most findings remain preliminary and more research is needed. The ethical component of yoga is particularly under-researched.
The fifth chapter describes an intervention study that attempted to disentangle the effects of different combinations of yoga components. Using an experimental single-case multi-ple-baseline design, I examined the incremental effects of ethical education and physical yoga on mantra meditation. Forty-two healthy participants were randomly assigned to four conditions—meditation alone, meditation plus physical yoga, meditation plus ethical education, and meditation plus yoga and ethics. All interventions lasted for eight weeks. During baseline and treatment phases, participants received daily questionnaires. Almost all participants showed an increase in well-being, except participants in the meditation on-ly condition. This increase was most prominent in participants who received ethical educa-tion. There was a tendency for all treatments to decrease stress. However, there was a marked reduction in stress for participants in the yoga plus meditation condition. These results emphasize the incremental and differential effects of practicing meditation in com-bination with other practices from the eightfold yoga path. In addition, I observed a lot of interindividual variability in response to the treatments, which I discuss and try to explain in this chapter.

Universität: Technische Universität Chemnitz
Institut: Professur Forschungsmethodik und Evaluation in der Psychologie
Fakultät: Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften
Dokumentart: Dissertation
Betreuer: Sedlmeier, Peter (Prof. Dr.)
URL/URN: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:ch1-qucosa2-752576 ; urn:nbn:de:bsz:ch1-qucosa2-752576
Quelle: Chemnitz : Technische Universität Chemnitz, 2021. - 212 S.
SWD-Schlagwörter: Meditation , Yoga , Psychologie
Freie Schlagwörter (Deutsch): Meditation , Yoga , Vielfalt , differentielle Wirksamkeit
Freie Schlagwörter (Englisch): meditation , yoga , variety , differential effects , classification
DDC-Sachgruppe: 158.128
Sprache: deutsch
Tag der mündlichen Prüfung 10.06.2021
OA-Lizenz CC BY 4.0

 

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