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Eintrag in der Universitätsbibliographie der TU Chemnitz


Keller, Sabine

Fertilität zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Fertility between Desire and Reality


Kurzfassung in deutsch

Worin liegen die Ursachen für die Diskrepanz von Kinderwunsch und Wirklichkeit? Um dieser Frage nachzugehen, werden zunächst zentrale Begriffe geklärt sowie eine Übersicht über existierende Studien zu Kinderwunsch und Wirklichkeit gegeben. Zudem werden drei theoretische Ansätze in diesem Forschungsgebiet näher erläutert: die ökonomische Theorie der Familie, die Theorie der biografischen Festlegung und die Theorie geplanten Handelns. Darüber hinaus gibt die Arbeit einen Überblick über die verwendeten Datensätze sowie die statistischen Verfahren, die den Analysen zugrunde liegen.
Im Hauptteil der Arbeit werden drei empirische Studien vorgestellt. Die erste Studie geht der Frage nach, ob sich ost- und westdeutsche Jugendliche auch mehr als 20 Jahre nach der Wiedervereinigung in ihren familiären und beruflichen Zukunftsorientierungen unterscheiden. Auf Grundlage von Daten des Sozio-oekonomischen Panels SOEP wird gezeigt, dass es sowohl bei der Wichtigkeit von Familie als auch der des Berufes keine Unterschiede zwischen ost- und westdeutschen Jugendlichen gibt. Anders sieht es bei den antizipierten Realisierungswahrscheinlichkeiten aus. Hier zeigt sich, dass ostdeutsche Jugendliche sowohl die Wahrscheinlichkeit mehrere eigene Kinder zu bekommen als auch beruflich erfolgreich zu sein deutlich geringer einschätzten als Jugendliche in Westdeutschland. Dafür liefern insbesondere die institutionelle Kinderbetreuung als auch die Arbeitslosenquote auf Kreisebene einen wichtigen Erklärungsbeitrag.
Hintergrund der zweiten Studie ist die langjährige Beobachtung, dass Zweikindfamilien im Osten wie im Westen am häufigsten vorkommen. Als Alternative dazu finden sich im Osten häufiger Einkindfamilien und im Westen vermehrt kinderlose Lebensformen oder aber jene mit drei und mehr Kindern. Auf Basis der Daten des Beziehungs- und Familienpanels pairfam und der ostdeutschen Zusatzstichprobe DemoDiff wird hier der Einfluss von Kinderbetreuung und religiöser Eingebundenheit auf diese paritätsspezifischen Ost-West-Unterschiede in der erwarten Kinderzahl untersucht. Die Analysen zeigen, dass der Einfluss der Region unter Berücksichtigung von Kinderbetreuungsmöglichkeiten und religiöser Eingebundenheit an Relevanz verliert.
Die dritte Studie beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Mutterschaft im Teenageralter. Dabei werden insbesondere das Erreichen von berufsbildenden Abschlüssen, die Erwerbsdauer sowie die Partnerschaftsstabilität anhand von SOEP-Daten untersucht. Die Analysen zeigen, dass eine Teenagermutterschaft auch unter Kontrolle weiterer Einflussgrößen die Wahrscheinlichkeit eines Berufsbildungsabschlusses reduziert. Dagegen verliert der zunächst negative Effekt früher Mutterschaft auf die Erwerbsdauer unter Kontrolle der Kinderzahl die Erklärungskraft. Bezogen auf die Stabilität der ersten Ehe zeigen die Analysen, dass die höhere Scheidungsneigung von Teenagermüttern auf die frühzeitige Eheschließung zurückzuführen ist.
Abschließend werden Herausforderungen der Fertilitätsforschung eingehend diskutiert. Näher beleuchtet werden dabei die Grenzen der Voraussagbarkeit fertiler Entscheidungen, die begrenzte Verfügbarkeit von Längsschnittdaten, Operationalisierungsprobleme, fehlende Variablen bei Sekundäranalysen sowie Fallzahlprobleme bei spezifischen Fragestellungen und die Problematik geeigneter Makroindikatoren.

Kurzfassung in englisch

What are the reasons for differences between the desire for children and the reality? For answering this question, central concepts are clarified, first. Then, a summary of previous studies and central theoretical approaches, namely the New Home Economics, the Theory of Biographical Determination and the Theory of Planned Behaviour, are given. This section is followed by an overview of the used data sets as well as the statistical methods that were used in the analyses.
The main part of the thesis contains three empirical studies. The first one examines whether even more than 20 years after the reunification East and West German juveniles differ in their familial and occupational future expectations. Based on Socio-economic Panel SOEP data, it can be shown that these young men and women do not differ in the stated importance concerning both areas of life. The juveniles only differ in the perceived likelihood of realizing these similar plans: East German juveniles indicate a lower likelihood of having at least two children as well as of occupational succes. However, structural conditions, especially the unemployment rate and the institutional childcare of the state they lived in provide an important clue.
The second study is conducted in the context of the well known fact that families with two children most frequently occur in Germany, irrespective of the region. As an alternative, the East Germans prefer single child families, whereas the West Germans stay childless or have three and more children. On the basis of the data of the German Family Panel pairfam and its East German complementary study DemoDiff, the influence of child care and religious involvement on parity-specific East-West differences of the expected number of children was examined. The analyses expose a decreasing relevance of the regional origin when there is controlling for childcare and religious involvement.
The third study deals with the longterm consequences of teenage motherhood. Especially the attainment of an occupational degree, the proportional time in employment and the partnership stability are taken into account. By analyzing SOEP data, the negative influence of teenage motherhood on the attainment of an occupational degree lasts even while controlling for other explanatory variables. The negative impact on the proportional time in employment, however, can be explained by controlling for the number of children. In terms of partnership stability the higher divorce risk of teenage mothers is explained by the early marriage.
Finally, the challenges of fertility research are discussed in detail. Therefore, the limits of predictability of reproductive decisions, the partial absence of longitudinal data, problems of operationalisation, missing information in secondary analysis as well as small case numbers when analyzing specific topics and the problem of appropriate macro level indicators are described.

Universität: Technische Universität Chemnitz
Fakultät: Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften
Dokumentart: Dissertation
Betreuer: Kurz, Karin (Prof. Dr.), Kühnel, Steffen (Prof. Dr.), Lois, Daniel (Prof. Dr.)
Quelle: Göttingen, Univ., Diss., 2015
Freie Schlagwörter (Deutsch): Fertilität , Ost- und Westdeutschland , Familiensoziologie , Teenagermutterschaft, Kinderbetreuung, Relgiosität
Freie Schlagwörter (Englisch): Fertility , East- und West Germany , Familiy Sociology , Teenager Motherhood, Child Care, Relgiosity
Tag der mündlichen Prüfung 12.03.2015

 

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