Zur Bedeutung von Dark Social & Deplatforming
Eine quantitative Exploration der deutschsprachigen Rechtsaußenszene auf "Telegram"
DOI:
https://doi.org/10.14464/zsem.v42i3-4.730Schlagworte:
Dark Social, Deplatforming, Telegram, Rechtsextremismus, Extremismus, Hate speech, Social media, politische Kommunikation, LängsschnittanalyseAbstract
Der vorliegende Beitrag betrachtet die Internetnutzung der deutschsprachigen Rechtsaußenszene mit besonderem Fokus auf Soziale Medien. Mit der Zunahme an Hassrede und extremistischen Inhalten im Netz steigt der Druck auf Plattformbetreiber, die entsprechenden Inhalte zu verfolgen und zu löschen. Der Begriff ‚Deplatforming‘ beschreibt in erster Linie das Löschen von Gruppen oder Accounts durch Plattformbetreiber, kann aber auch das Löschen spezifischer Inhalte oder ganzer Websites seitens des Websitehosts einbeziehen. In Folge von Deplatformingaktivitäten von Twitter und Co. rufen Rechtsaußenaktivist:innen vermehrt dazu auf, zu Telegramzu wechseln und dort den jeweiligen Gruppen sowie Kanälen beizutreten. Während die wenigen publizierten Studien bezüglich Deplatforming und Telegramprimär englischsprachige bzw. internationale Netzwerke betrachten, liegt der Fokus dieser Untersuchung auf der deutschsprachigen Rechtsaußenszene. Auf Basis einer deskriptiven Analyse von 259 Kanälen und Gruppen wird die Präsenz der Rechtsaußenszene auf Telegramuntersucht, welche Websites für rechtsaußenAktivist:innen besonders relevant sind und inwiefern sich Deplatformingaktionen im Verhalten auf Telegramwiderspiegeln. Insgesamt kann festgestellt werden, dass Telegramaktuell – bedingt durch das hohe Level an Anonymität und geringer Deplatformingaktivitäten – einer der wichtigsten Online-kommunikationskanäle für die deutschsprachige Rechtsaußenszene ist. Die Aktivitäten und Präsenz von Rechtsaußenkanälen und -gruppen haben im Verlauf von 2016 bis 2020 enorm zugenommen – vor allem 2020 sind die Frequenz der Posts sowie die Reichweite nahezu exponentiell gestiegen. Der hohe Verlinkungsumfang von YouTube und Twitter zeigt die anhaltende zentrale Relevanz großer Plattformen für strategische Rechtsaußenkommunikation im Hinblick auf der Rekrutierung, Mobilisierung und Finanzierung. Daher ist Deplatforming – trotz der Existenz Telegrams als Rückzugsort – eine wichtige Maßnahme, um extremistische Bewegungen und Narrative in ihrem Wirkungsradius zu begrenzen.
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