„Hello, I’m John Cantlie“

Dschihadistische Propaganda und die gespenstische Medialität von Bedrohung

Autor/innen

DOI:

https://doi.org/10.14464/zsem.v39i3-4.685

Schlagworte:

Terrorismus, Propagandavideo, Dschihad, Geiselvideo, Islamischer Staat (IS), Medientheorie, Terrorismusforschung, Rhetorik, John Cantlie, Jacques Derrida

Abstract

Am Beispiel einer Videoreihe des ‚Islamischen Staats‘ zeigt der Beitrag, dass die bedrohliche Wirkung terroristischer Propaganda darin besteht, die Betrachter nicht nur zu verängstigen, sondern durch gezielte Anregung der Vorstel­lungskraft zu verunsichern. Die Verwirrung der Zuschauer entsteht dadurch, dass ihre stillschweigend angenommene Erwartung, in den Videos würden sie getäuscht und manipuliert, zwar teilweise, aber nie gänzlich bestätigt wird. So präsentiert die Video-reihe den britischen Journalisten John Cantlie, der seit 2012 Gefangener des ‚IS‘ ist, als einen ideologischen Überläufer, der nun vermeintlich Propaganda für das Kalifat betreibt. Die Frage, ob – oder in welchem Umfang – Cantlie dies unter Zwang oder möglicherweise sogar freiwillig tut, wird gezielt offen gehalten. Cantlie wird somit zu einer Figur der Unentscheidbarkeit und Unverfügbarkeit gemacht, die sich mit Hilfe der an Derrida angelehnten Metapher des Gespenstes konzeptualisieren und in den Kon­text der Medienphilosophie und Terrorismusforschung einordnen lässt. Auf diese Weise lässt sich die bedrohliche Rhetorizität und Medialität propagandistischer Videos bes­ser verstehen.

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Veröffentlicht

2024-06-21